Sechs minus für Anfänger


Lange Schatten hat neulich eine äußerst freundliche Rezension erhalten. Leider ist der Autor, so aufgeschlossen er war, an den Regeln glatt gescheitert. Insbesondere blieb ihm der PbtA-typische Ausdruck "6-" (gesprochen "sechs minus") unverständlich.

Ich muss sagen, die Vorstellung, jemand könnte Lange Schatten kaufen und lesen und einfach nicht verstehen, lässt mich unruhig schlafen. (Zum Glück denke ich nicht jeden Abend an so schreckliche Dinge.) Es war und ist meine Absicht, die Regeln gerade auch für PbtA-Neulinge verständlich zu gestalten. Deshalb gibt es im Heft so viele Beispiele!

Damit sich so etwas auf keinen Fall wiederholt, möchte ich hier noch einmal die Grundlagen durchgehen, wie sie auf S. 18 von Lange Schatten definiert werden. Einfach in anderen Worten. Vielleicht finde ich diesmal den richtigen Ausdruck, die fürs Verständnis entscheidende Formulierung.

Also:

  1. Die Spielleitung würfelt nicht.
  2. Die Spielenden würfeln, wenn sie durch ihre Erzählung einen Spielzug auslösen, der sie anweist, zu würfeln. Ein Beispiel: "Ich verfolge den verdächtigen Mann mit dem grauen Anzug" oder "ich befrage die junge Lehrerin" löst den Spielzug Ermitteln aus.
  3. Die Spielenden würfeln grundsätzlich mit zwei sechsseitigen Würfeln (außer bei Vor- und Nachteil, was wir mal beiseite lassen).
  4. Sie zählen eins ihrer vier Attribute hinzu, die typischerweise zwischen -1 und +3 liegen.
  5. Das Ergebnis liegt also zwischen 1 und 15. Diese Zahl vergleichen die Spielenden mit den drei möglichen Ergebnisstufen des Spielzugs.

Die drei Ergebnisstufen sind 10+ (zehn oder mehr), 7-9 (sieben bis neun) und 6- (sechs oder weniger).

Eine 10+ bedeutet einen vollen Erfolg. Der jeweilige Spielzug liefert dazu konkrete Anweisungen.

Eine 7-9 ist ein Erfolg mit Komplikation. Die Aktion klappt, aber es gibt eine neue Schwierigkeit. Mögliche Komplikationen werden im Spielleitungskapitel ab S. 38 vorgestellt.

Eine 6- ist ein Fehlschlag. Eine Katastrophe passiert. Achtung: Diese Katastrophe gibt zumeist nicht der ausgewählte Spielzug vor, sondern die Spielleitung führt eine ein, die zum Kontext, zur aktuellen Situation passt. Das ist nicht ganz einfach, weshalb es auf S.38ff einen ausführlichen Leitfaden dazu gibt.

Sind noch Fragen offen? Her damit! Ich beantworte sie gern.

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Comments

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(+1)

Hallo Florik,

ich finde, die Regeln sind so sehr leicht zu verstehen. Da hatte ich mit den originalen Brindlewood Regeln anfangs deutlich mehr Schwierigkeiten (z. B. Unterschiede zwischen den zwei verschiedenen "Crowns").

Imho spielt sich Lange Schatten v.a. auch in One-Shots flüssiger. 


Du hast den Charme Brindlewoods meines Erachtens ziemlich großartig in den oberbayerischen Grantlhuaber-Landhaus-Stil transponiert.

Grüßli,

Marcello

Danke dir! Das freut mich sehr zu hören. 

Es ist so geworden, weil ich die Kampagne zuerst mit Neulingen gespielt habe, die ebenfalls mit den Kronen und einem Spielzug, den sie als Gruppe einmal pro Session nutzen können, ein wenig überfordert waren. Brindlewood Bay ist nicht kompliziert, aber ich habe versucht, noch einige Kleinigkeiten zu vereinfachen.

Aber trotzdem ist es kein Selbstläufer. Allein der Ablauf der Erzählung und dass die Spielleitung nur redet und nicht würfelt ... daran muss sich erst gewöhnen, wer bisher vielleicht nichts als D&D gespielt hat. Eventuell hilft die Erklärung oben ja noch ein, zwei Menschen. Würde mich freuen.