A downloadable solo roleplaying game

Es ist das blutige 17. Jahrhundert. Auf jedem Hügel steht eine Kanone, in jedem Tal hallt ihr Donner wider. 

Du bist ehrlos, auf der Flucht. Bist du desertiert? Aus Knechtschaft oder einer unglücklichen Ehe geflohen? Du lebst auf der Straße, vielleicht von deinem Witz oder dem Ertrag deiner flinken Finger.

Und natürlich von deinen Liedern! Du singst über deine Erlebnisse. Die Leute hören es gern. Sie geben dir etwas zu essen, manchmal sogar eine Münze, oder sie lassen dich in ihrem Schober auf weichem Heu schlafen. Zum Glück gehen dir die Themen nie aus, und die Reime, ach, die kannst du immer wieder verwenden.

Die Spieldauer beträgt etwa 30 Minuten. In dieser Zeit entsteht ein kleines Lied, das einen Ausschnitt aus dem Leben deiner Heldin oder deines Helden schildert. Zum Spielen benötigst du:

  • Papier und Stift
  • einen W100

Die Grundidee ist Gentleman Bandit von Allison Arth entlehnt. Schurkische Sonette bringt 100 Fragen und 100 Reimpaare als Inspiration für ein Lied mit, das sich fast von selbst schreibt.

Schurkische Sonette steht unter der Creative-Commons-Lizenz BY-SA 4.0. Ihr könnt es verbreiten, remixen, verbessern und darauf aufbauen, auch kommerziell, solange ich als Urheber des Originals genannt werde und ihr euren Remix unter denselben Bedingungen veröffentlicht.

StatusReleased
CategoryPhysical game
Rating
Rated 5.0 out of 5 stars
(6 total ratings)
AuthorFlorik
Tagsgedicht, journaling, poetry, Solo RPG
Average sessionAbout a half-hour
LanguagesGerman

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schurkische-sonette.pdf 1 MB

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(4 edits)

Hab meine Seife verkauft. O welcher Gestank!
Meine Schuhe riechen nach Ziegenbock
Und ranzig ist schon der seidene Rock.
Sie meiden mich, als wär ich leprakrank!

Von allen missachtet wie ein sabbernder Greis
Geh ich durch die Gassen. Es duftet nach Braten.
Du wirst nicht immer jung sein, hat die Mutter geraten.
Sie küssen rote Backen. Meine sind weiß.

O könnt ich bezahlen die drückenden Schulden,
Neue Kleidung mir kaufen für einige Gulden,
Die Soldaten würden mich wieder lieben.
Mein letztes Kupfer gab ich den Pfaffen,
Die Sünden predigen, um Gelder zu raffen.
Alles, was mein war, schenkte ich Dieben.

Gnadengesuch

Verzeih, du hoher Herr, wenn auf deiner Wiese
Frei meine Schafe grasten wie der Wind.
Ich dachte nichts Böses, ich war ein Kind.
Du mahnst mich zurecht, du bist ein Riese.

Mit einem Mädchen lag ich dort im Licht.
Wir fühlten uns und auch die Sonne brennen.
Als deine Wache kam, begannen wir zu rennen.
Zeit, unsre Blöße zu bedecken, blieb uns nicht.
Dein Wachmann hat mir dann den Arm gebrochen
Und von der Herde blieb mir nichts als Knochen.

Deine Tochter ist sie? Das konnte ich nicht ahnen!
Ihr Blick war heiß, dein Blick ist kalt.
Holt mich tatsächlich der Henker schon bald?
Dort steht der Galgen. Es wehen die Fahnen.

Hungrig und durstig auf dem Weg zum König

Zu Frankfurt spricht der König Recht.
Morgen werd auf den Weg ich mich machen.
Wird er über mein rissiges Hemd wohl lachen?
Mit leerer Börse reist es sich schlecht!

Meine Mutter würzt mit reichlich Pfeffer.
Sie hieß mich stets das Gute raffen.
Nie achtet’ ich die Mahnungen der Pfaffen.
Ein schmackhaft’ Mahl ist ein seltener Treffer.

Die Schritte hallen, der Weg ist beschwerlich.
Hinter Würzburg wird die Straße gefährlich.
Der Staub färbt meinen Rock ganz weiß.

Gib mir, o Wirt, nur einen Schluck Bier!
Verweigerst doch’s Trinken du keinem Tier.
Doch verspottet mich nur der gehässige Greis.

Mit Riesen auf Reisen

Der, den ich herzlich liebe, ist ein Riese.
O hätt ich meines Vaters Pferde!
Mein Riese ruft mich, doch mich hält die Erde,
Der feuchte Lehm, die schlammignasse Wiese.

Es schmatzt so sumpfig, ich ziehe mit Gewalt
Den Fuß heraus, die Probe zu bestehn.
Einige Kinder lachen. Ich glaube zu vergehen.
Ich stink wie Münsterkäse, wenn er allzu alt.

Ich sag: O gib mir Wasser, liebes Kind,
Dass ich mich säubern kann und trocknen dann im Wind.
Mein Riese sucht mich schon, meine Knie werden weich.

Ich schließ die grünen Augen, bin ganz leise.
Wenn er nur will, nimmt er mich auf die Reise
auf seiner Schulter mit, als Freund und Last zugleich.

(+1)

Für ein Brot und ein paar Schuhe

Wär mein Beutel gefüllt, hätt' ich Essen genug
Im kühlen Norden wächst nichts außer Pfeffer
Meine Adelheid war mein allerbester Treffer
Sie musst ich verlassen, saß mit ihrer Schwester im Zug

Wie gern würd ich, statt an der Front, als Bäcker bestehen
Der Magen vom frühen Schnaps so sehr glüht
Der König, was soll sich sagen, er hat sich bemüht
Seine Macht- verzeiht, ich log - wird niemals vergehen

Öffne ich die Augen, denke ich ans Schlachtfeld, ans Leid
Mein Nachbar fand einen Schatz im Acker, mir blieb bloß Neid
Mein Vater wird heut' noch von den Feinden bewacht

Für ein Brot verprügel ich Kerle, was für eine Schande
Verlass mich nur noch auf die Jungs meiner Bande
Auf leisen Sohlen verschwinde ich sacht