Brindlewood Bay von Jason Cordova ist vielleicht mein Lieblingsrollenspiel. Wenn ich Lange Schatten in Bad Bründlholz ein paar Hausregeln beipacke, so sind diese nicht aus Unzufriedenheit mit den Originalregeln entstanden, sondern weil sie meiner Art, das Spiel zu leiten, besser entsprechen und mir also helfen. (Was ihr wiederum davon übernehmt, wenn ihr eine Lange Schatten-Kampagne spielen wollt, bleibt natürlich vollkommen euch überlassen.)

Vor diesem Hintergrund möchte ich heute eine Mechanik vorstellen, die sich derzeit in den beiden Testläufen von Lange Schatten meiner Meinung nach glänzend bewährt: die Polizeiarbeit. Das ist eine Uhr mit drei Segmenten, die den Ermittlungsstand der Behörden in dem aktuellen Mordfall widerspiegelt.

Die Polizeiarbeit schreitet typischerweise aufgrund von Fehlschlägen (Ergebnis 6-) oder Komplikationen (Ergebnis 7-9) voran, aber auch, wenn die Mordsmaderln - pardon: die Ermittlerinnen - allzu lange zögern. 

Sollte das dritte Segment voll sein, wird der aktuelle Fall von der Polizei gelöst. Ja, das kann passieren! Die Beamten in Bad Bründlholz sind zwar enorm langsam, aber dank ihrer technischen Ausrüstung, Überwachungskameras und DNA-Proben kommen sie langfristig doch so manchem Mörder und mancher Mörderin auf die Schliche.

Im Spiel heißt das: Wer den Mord begangen hat, entscheidet die Spielleitung. Und ich kann euch verraten, das schmeckt den Spielenden gar nicht. Erstens wollen sie den Fall selbst lösen. Dafür sind sie angetreten. Zweitens wähle ich grundsätzlich eine verdächtige Person, mit der die Ermittlerinnen gut auskommen.

Die tickende Uhr der Polizeiarbeit macht die Gleichzeitigkeit mehrerer Fälle wie in der Erstauflage von Brindlewood Bay (und in The Between) als Druckmittel verzichtbar. Die Nervosität am Spieltisch ist mit den Händen zu greifen, wenn ich das zweite Segment ausfülle und zugleich andeute, welche freundliche Figur die Polizei verdächtigt.