Spielbericht: Mit Ochsenkraft


Der folgenden Bericht stammt von Mario C., dessen großartige Testrunde einen der verzwicktesten Morde in der Geschichte von Bad Bründlholz auflösen konnte:

An einem schönen Tag im Juli machten sich die Detektiv-Damen Martha, Cordula und Traudl auf zum Bad Bründlholzer Dorffest, genauer gesagt zum traditionellen, aber verbotenen Ochsenrennen. Neongelbe Wimpel hatten die Jungs von der Freiwilligen Feuerwehr in die Baumwipfel gehangen, um der eingeweihten Dorfgemeinschaft den Weg zum Koglweg zu weisen. Die Spitze des Aussichtshügels diente als Startort, die Strecke führte hinaus aus dem kleinen Wäldchen, den Wanderweg hinunter in den Teil des Örtchens, der aus Feldern, Äckern und Silos und einigen wenigen Bauernhöfen bestand. Dort befand sich das Ziel.

Es wurde jedoch nicht erreicht. Dabei sah es gut für Lisi Hufnagel aus, die sich bald nach Start unerwartet an die Spitze der Gruppe gesetzt hatte. In den Gesichtern der Zuschauer*innen, wie auch der Burschen, die sie im Galopp verfolgten und einzuholen suchten, spiegelte sich ungläubige Überraschung - allerdings ausgelöst durch den plötzlich scheuenden Ochsen, der Lisi unerwartet abwarf. 

Ein Knacken. 

Die vorher noch johlende Menge wurde still. 

Einige wandten den Blick ab, andere konnten sich nicht losreißen. 

Den nachfolgenden Ochsen war es nicht möglich, schnell genug zum Stehen zu kommen, und so trampelten sie über die gestürzte Reiterin hinweg, bevor vollständige Ruhe einkehrte. 

Um nicht zu sagen Totenstille.

Alles sah nach einem Unfall aus. So nahm es auch die Polizeiobermeisterin Johanna Hüttl auf, als sie an den Ort des Geschehens kam. Jemand aus dem Publikum hatte sie verständigt - doch bis sie auftauchte, nutzten die Ermittlerinnen die Gelegenheit, um sich Lisi, den Ochsen und die Umgebung genauer anzuschauen, denn für sie war augenblicklich klar: Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu! Der Ochse hat sich sicherlich nicht grundlos aufgebäumt und seine durchaus geübte Reiterin abgeworfen, das schien den Mordsmaderln klar wie Kloßbrühe.


Eindeutig Manipulation

Der Ochse, der Lisi abgeworfen hatte, war an einem Vorderbein leicht verletzt - ein klitzekleiner Einschnitt ließ sich finden, verursacht durch einen durchgerissenen, fast durchsichtigen Nylonfaden am Tatort, gespannt zwischen zwei Bäumen. Dies bestätigte ihre Vermutung fast augenblicklich. Jemand hatte die Strecke manipuliert und damit einen Sturz provoziert. Mit Mordabsicht? Wie konnte der*die Täter*in wissen, dass Lisi vorne liegen würde? Oder war sie gar nicht das eigentliche Ziel? So oder so musste der Schuldige gefunden werden!

Ein Foto in Lisis Hemdtasche, auf dem Wildpferde zu sehen waren, mit dem handschriftlichen Vermerk “Urlaubsreif? - Ich auch!” warf nur weitere Fragen auf, denen es nachzugehen galt: Wollte Lisi Bad Bründlholz etwa verlassen? Falls ja, mit wem? Wen oder was wollte sie hinter sich lassen?

Lisis beste Freundin Agathe fährt zum Arbeiten unter der Woche schon länger nach München. Sie erzählte, sie hätte sich gewünscht, dass Lisi mit ihr in eine WG zieht und dort Tiermedizin studiert. Ihr ganzes Wissen vom Pferdehof hätte ihr sicherlich geholfen.

Die Burschen hatten sich nach dem misslungenen Rennen aus dem Staub gemacht, manche schneller als andere, und dem Ferdlbauern die Ochsen zurückgebracht. Auch ihnen statteten Martha, Cordula und Traudl einen Besuch ab. Sie erzählten, dass Lisi ihnen gedroht hätte, das Rennen auffliegen zu lassen, wenn sie nicht mitmachen dürfe. Die Jungs hätten eigentlich eher damit gerechnet, dass sich Lisis großer BruderMoritz nochmal blicken lässt, auch wenn er schon ein paar Jahre älter ist. Mit dem hat sich Lisi eh öfter in die Haare bekommen, auf dem Weg hoch zum Rennen hat sie noch seinen Mitgliedsausweis der Freiwilligen Feuerwehr zerrissen, so zumindest die Vermutung von Korbinian und Kevin - noch eine Spur, die man verfolgen sollte!

Auf dem Dorffest selbst unterhielten sich die Detektiv-Damen direkt mit dem Ferdlbauern. Der stand nämlich am Stand der Feuerwehr und beaufsichtigte das Dosenschießen, selbstverständlich durchgeführt mit einem Feuerwehrschlauch, und natürlich mit einem, aber nicht dem ersten Bier in der Hand. Auf Nachfrage präsentierte er sogar stolz seinen grellroten Feuerwehrausweis - schien also nicht der zu sein, den Lisi zerrissen hatte. 

Er schien außerdem zu wissen, dass die Jungs seine Ochsen entführt hatten, nachdem er sie ihnen nicht leihen wollte. Eine Anzeige oder Ähnliches hatte er aber nicht im Sinn. Anders als die arme Lisi sind sie ja wohlbehalten wieder zu ihm zurück gekommen.

Komisch, dass er sie einerseits nicht hergeben wollte, es ihm dann aber andererseits egal zu sein schien, als sie weg waren.


Bier und Backwaren

Die bisher geleistete Ermittlungsarbeit rief nach einer kleinen Pause im Bierzelt. Am Tisch des Tierarztes Hansjörg Hafner waren noch ein paar Plätze frei. Im Gespräch ergab sich die Idee, dass es sich womöglich lohnen könnte, den “verantwortlichen” Ochsen genauer unter die Lupe zu nehmen. Dr. Hafner wollte von alledem nicht wirklich etwas hören, bot letztlich aber an eine Blutprobe, die man ihm zuspielen könnte, zu untersuchen. Gesagt - getan! Die Ermittlerinnen wussten ja, dass der Ferdlbauer am Stand der Freiwilligen Feuerwehr beschäftigt war, und so machten sie sich auf den Weg zu seinem Hof. 

Ein Ablenkungsmanöver und eine unfreiwillige Begegnung mit einem Dünger-Tank später hatten sie, was sie wollten: Eine aufgezogene Spritze voll mit Ochsenblut! Außerdem auffällig: Im Wohnhaus, in das Cordula sich im Rahmen der Ablenkung von Ralf dem Stallburschen hatte zur Toilette bringen lassen, befand sich ein altes Foto, auf dem der Ferdlbauer die Lisi im Arm hält, während sie mit einigen anderen Mitgliedern der Feuerwehr bei einem Vereinsfest posieren. Hatten die beiden wohl eine Affäre oder hätte der Ferdlbauer das nur gern gehabt? So glücklich sah die Lisi auf dem Foto nämlich nicht aus.

Nach einer gemütlichen Back-Aktion am Abend sollte es am nächsten Tag zur Familie Hufnagel gehen. Einerseits selbstverständlich als Anstandsbesuch, damit die Detektiv-Damen ihr Beileid aussprechen können, andererseits womöglich auch eine gute Gelegenheit, um zu überprüfen, wie das Familienverhältnis generell so war. Es stellte sich heraus, dass Xaver, der Vater der Toten und seines Zeichens mittelständischer Unternehmer (für das auch Moritz, Lisis Bruder, Touren fuhr) wohl nicht nur über das Ableben seiner Tochter betrübt war, sondern auch vorher schon über ihren Lebenswandel. Potential, das sie an der falschen Stelle ausgeschöpft hat, könnte man sagen, denn sie hatte sich wohl in den Kopf gesetzt, Tiermedizin in München zu studieren, statt das Familienunternehmen zu unterstützen. 

Dass die Stimmung zuhause deshalb oft schlecht war, ließ Moritz durchblicken, den der Vater immer wieder ermahnte, still zu sein. Lisis Mutter Antonia war tatsächlich aufgelöst und brach mehrfach in Tränen aus. Beim kurzen Stöbern in Lisis Zimmer und im separaten Gespräch mit Moritz ließen sich jedenfalls noch weitere Hinweise ergattern: An Lisis Pinnwand hing ein bunt markiertes Zitat das feministischer Literatur zugeordnet werden kann: “Man kommt nicht als Frau auf die Welt, man wird es!” (aus Das andere Geschlecht von Simone de Beauvoir), und sie hat ein Funkgerät der Freiwilligen Feuerwehr besessen. Hat sie dort jemanden abgehört oder geheim mit jemandem kommuniziert?

Zwischendurch ein Anruf des Tierarztes: Das Ochsenblut war tatsächlich auffällig. Anscheinend hat jemand den Ochsen gedopt! Kann ja fast nur der Ferdlbauer selbst gewesen sein, oder? Vielleicht doch der Stallbursche Ralf, oder hat sich jemand anders Zutritt verschafft? Immerhin hatten sich auch die Ermittlerinnen relativ leicht in den Stall stehlen können. Unklar war außerdem, ob das Mittel kurz vor dem Rennen injiziert wurde oder über einen längeren Zeitraum im Vorfeld. So gesehen kamen dann doch wieder ein paar Personen mehr in Frage.

Eine Sache hat den Fall dann aber klar gemacht: Cordula hatte Antonia das Rezept für ihren Hefezopf aufgeschrieben. Auf dem obersten Zettel des Notizblocks war ihr aber der Stift “unabsichtlich” ausgerutscht und sie hat das Papier kurzerhand eingesteckt. Fix drüber schraffiert gab es eine glasklare Drohung darauf zu lesen: “Kein Wort über diese Sache!”

… irgendwoher kam diese Handschrift den Ermittlerinnen bekannt vor. So langsam konnten sie sich denken, wer für Lisis Ableben verantwortlich zu machen war.

Und was ist nun die Lösung?

Na, hast du eine Idee? Falls ja, dann nimm den Spielzug Auflösen zur Hand und finde heraus, wie die Geschichte ausgeht.

In unserem Fall sollten die Mordsmaderln Recht behalten. Der Täter * die Täterin wurde von der Polizei direkt auf dem Dorffest einkassiert und abgeführt. Empört kopfschüttelnd saßen Martha, Cordula und Traudl auf ihrer Bierzeltgarnitur bei ihrem Schweinsbraten und beobachteten die Szene mit der Genugtuung, wieder einmal einen Fall gelöst und der Gerechtigkeit genüge getan zu haben, während die Polizei fast nur einen Unfall in den Akten vermerkt hätte…

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