Neulich habe ich über ein Spielelement geschrieben, das in den beiden Probekampagnen erfreulich gut funktioniert, nämlich die Polizeiarbeit. Aber um keinen falschen Eindruck zu erwecken, will ich heute einräumen: Es geht auch öfter mal was schief im Test.

• In einem Fall haben die Ermittlerinnen gleich nach Beginn den Tatort aufgesucht. Ich beschrieb den Raum und ließ sie anhand von Leitfragen stimmungsvolle Ergänzungen einbringen. "Was macht ihr?", fragte ich dann in bester PbtA-Manier. Da räusperte sich ein Spieler. Ob hier denn keine Leiche sei. – Ah, die Kleinigkeit hatte ich vergessen.

• Ich fürchte, ich habe ein Talent dafür, mich selbst aus der Bahn zu bringen. Besonders mit dem Spielleitungs-Kapitel, das neben anderen Tipps und Tricks auch eine Faustregel für SL-Spielzüge enthalten soll. Sowas schreibt sich schnell und wirkt erst einmal wie eine gute Idee, aber als ich versuchte, mich konsequent bei jedem Wurf daran zu halten, machte die Vielzahl der Parameter, die ich jonglieren wollte, mir einen Knoten ins Gehirn. Ich brauchte einfach viel zu lange, um mich etwa bei einer 7-9 auf Ermitteln nach meinen eigenen Vorgaben auf einen Hinweis festzulegen, diesen Hinweis an die Spielsituation anzupassen, mich für eine Komplikation zu entscheiden und möglichst auch noch eine Beeinträchtigung zu vergeben, die die Komplikation widerspiegelt.

• Eine Person ist während der Testkampagne abgesprungen. Nach vier Sitzungen interessierte das System sie nur noch mäßig, die Spielwelt fand sie wohl nicht fesselnd genug. Für mich eine Erinnerung, dass selbst mein Lieblingsspiel nicht jeden überzeugen wird – eine Tatsache, die ich zwar gut akzeptieren, aber doch nur schwer verstehen kann.

• Einen Fall, geschrieben Anfang 2021, habe ich kürzlich erneut geleitet. Natürlich vorher gründlich gelesen. Darin wird ein Schauspieler ermordet. Wir waren schon ein gutes Stück mit der Ermittlung vorangekommen, da fragte ich mich, immerhin bevor es den Spielenden auffiel: Welche Rolle hat der Tote eigentlich in dem Stück gespielt? Ich hatte keine Ahnung. Es stand nicht im Fall. Aber ganz sicher habe ich es Anfang 2021 gewusst.

• Wenn ich schon meine eigenen Fälle nicht verstehe, wie soll es dann eine andere Spielleitung tun? Ja, tatsächlich, das funktioniert nicht. Für die nächsten Tage steht der erste externe Test an, und die Test-Spielleitung ist gleich beim Lesen des ersten Falls über die Einleitung gestolpert, wo es heißt, dass in einem Schilfgebiet ein Schrei ertöne. Wer schreit da?, wollte sie wissen. Und wirklich, es steht nicht im Text. Diesmal wusste ich wenigstens die Antwort.

Gut also, dass zumindest noch einige Testabende anstehen. Freilich, Pannen werden immer mal passieren und gerade als Spielleitung habe ich das Gefühl, meinen Lernprozess nie abschließen zu können. Aber unbrauchbare Faustregeln, Fehler und Lücken im Text möchte ich vor Veröffentlichung von Lange Schatten doch gerne weitgehend korrigieren.